Bäderarchitektur
Bäderarchitektur, Foto: pixabay

Zwischen eleganten Villen, historischer Architektur und berühmten Besuchern entfaltet die Insel Usedom ihre kulturelle Vielfalt. Die drei Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin beeindrucken nicht nur durch ihre Geschichte, sondern auch durch architektonische Meisterwerke und prominente Gäste.
Ein Spaziergang durch diese Orte wird zur Zeitreise, bei der sich Geschichte, Kunst und gesellschaftliches Leben auf eindrucksvolle Weise verbinden.

Inhaltsverzeichnis:

Ahlbeck mit Kaiser Wilhelm II und Schwedens Königin Silvia

Ahlbeck zählt zu den eindrucksvollsten Orten der Insel. Die älteste Seebrücke Deutschlands aus dem Jahr 1898 gilt als Wahrzeichen. Sie beeindruckt mit vier grünen Türmchen und ihrer historischen Erscheinung. In direkter Umgebung säumen zahlreiche Villen und Hotels im Stil der Gründerzeit die Promenade. Die Bäderarchitektur besticht durch Balkone, Loggien, Veranden, Türmchen sowie aufwendige Fassaden aus Stuck, Backstein und Holz.

Kaiser Wilhelm I. und II. verbrachten ihre Urlaube hier regelmäßig. In jüngerer Zeit nächtigte Königin Silvia von Schweden im traditionsreichen Ahlbecker Hof. Auch der dänische Kronprinz Frederik machte Station. Diese Besuche trugen maßgeblich zur Bekanntheit der Kaiserbäder bei. In der Umgebung wirkten Berliner Architekten, finanziert von Bankiers wie Gerson von Bleichröder, der einst Kanzler Otto von Bismarck diente.

Villa Irmgard in Heringsdorf und Maxim Gorki

Ein kulturelles Zentrum stellt die „Villa Irmgard“ in Heringsdorf dar. Hier erholte sich Maxim Gorki von einer Lungenerkrankung. Das Gebäude ist mit zahlreichen Elementen des Jugendstils geschmückt. Der Innenraum wurde originalgetreu erhalten – Möbel, Dekoration und Raumaufteilung stammen aus der Zeit des Schriftstellers.

Heute dient das Haus als Ort für Ausstellungen, Konzerte und Lesungen. Die oberen Etagen beherbergen wechselnde Kunstprojekte. In den Sommermonaten verwandelt sich der Garten der Villa in eine Freiluftbühne. Besucher erleben dort ein lebendiges Zusammenspiel aus Literatur, Musik und Geschichte.

Auch Thomas Mann, Theodor Fontane und Lyonel Feininger schätzten Heringsdorf. Fontane mietete sich eine Wohnung in der Kulmstraße 27. Feininger, ein deutsch-amerikanischer Maler, zeichnete oft die Villa Oppenheim. Der Treffpunkt der Kunstszene war die sogenannte „Kaffeemühle“, ein beliebter Ort für Gespräche und Inspiration.

Xenia Desny, Marika Röck und die Villen von Bansin

Bansin war das erste Seebad in Deutschland mit offizieller Freibade-Erlaubnis im Jahr 1923. Badegäste durften direkt vom Frühstückstisch ins Meer steigen – ein bedeutender Wandel gegenüber der bisherigen Nutzung von Badekarren. Reste dieser Tradition sind an der Promenade noch zu sehen.

Die Villen in der Bansiner Bergstraße sind weniger monumental, dafür stilistisch geschlossen erhalten. Stummfilmstars wie Xenia Desny, Willi Fritsch und Heinz Rühmann verbrachten hier ihre Sommerfrische. Auch Marika Röck, eine bekannte Persönlichkeit aus Berlin, war Stammgast.

Ein kulturelles Highlight bildet das Hans Werner Richter-Haus. Es erinnert an den in Bansin geborenen Schriftsteller und Initiator der „Gruppe 47“. Mitglieder wie Heinrich Böll, Siegfried Lenz, Marcel Reich-Ranicki und Günter Grass prägten damit die Nachkriegsliteratur entscheidend. Das Literaturmuseum wurde im Jahr 2000 eröffnet und zeigt unter anderem eine originalgetreue Nachbildung von Richters Arbeitszimmer.

Historische Entdeckungen zwischen Architektur und Literatur

Die drei Kaiserbäder sind ein einzigartiges Ensemble historischer Baukunst, gesellschaftlicher Treffpunkte und literarischer Tradition. Ihre besondere Mischung aus klassizistischer Eleganz, maritimer Lage und kulturellem Reichtum zieht jedes Jahr Tausende Besucher an.
Geführte Rundgänge machen die Geschichte der Paläste, Prominenten und Ereignisse lebendig. Wer durch Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin spaziert, erlebt ein Stück europäischer Kulturgeschichte – direkt an der Ostsee.

 Quelle: Nordkurier

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