Das Straßenbauprojekt bei Wolgast sorgt seit Wochen für politische Spannungen. Die geplante Verbindung über den Peenestrom auf die Ostseeinsel Usedom, Teil der neuen Ortsumgehung Wolgast, wird zu einem Prüfstein für die Zusammenarbeit zwischen Berlin und Schwerin. Die steigenden Baukosten und finanzielle Engpässe gefährden das größte Infrastrukturprojekt im Nordosten Deutschlands.
Inhaltsverzeichnis:
- Konflikt zwischen Berlin und Schwerin
- Klingbeil und Schnieder im Streit um Mittel
- Bund plant zusätzliche Milliarden
- Merz-Besuch bringt neue Dynamik
Konflikt zwischen Berlin und Schwerin
Die Auseinandersetzung betrifft sowohl die schwarz-rote Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz als auch die Landesregierung von Manuela Schwesig in Mecklenburg-Vorpommern. Trotz der bereits begonnenen Bauarbeiten steht das Vorhaben zeitweise auf der Kippe. Der Bund fordert einen neuen Wirtschaftlichkeitsnachweis, da die veranschlagten Kosten von ursprünglich 138 Millionen Euro auf fast 500 Millionen Euro gestiegen sind.
Krister Hennige, Präsident der Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg, bezeichnete die Situation als „Hohn für jeden, der in diesem Land noch investieren wolle“. Er warnte, dass die Brücke ein Symbol für eine Politik sei, die Planungssicherheit und Vertrauen zerstört. Das Projekt drohte, zwischen politischen Interessen und finanziellen Einschränkungen unterzugehen.
Klingbeil und Schnieder im Streit um Mittel
Im Zentrum des Konflikts stehen zwei Bundesminister: Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) und Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Während Klingbeil auf Haushaltsdisziplin pocht, drängt Schnieder auf Investitionen in Straßen und Brücken, um die alternde Infrastruktur zu modernisieren. Die Bundesregierung muss aus einem Sondervermögen von fast einer Billion Euro zahlreiche Projekte finanzieren, darunter auch das Bauvorhaben in Wolgast.
Die Uneinigkeit bremste den Fortschritt. Erst nach intensiven Diskussionen stellte der Bund klar, dass Mittel für baureife Projekte bereitgestellt werden sollen. Das schafft Hoffnung, dass der Bau der Usedom-Brücke trotz finanzieller Herausforderungen fortgesetzt werden kann.
Mehr Informationen zur politischen Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern finden Sie unter diesem Bericht zur Wolgaster Brücke.
Bund plant zusätzliche Milliarden
In einer Antwort auf eine Anfrage der AfD-Fraktion teilte die Bundesregierung mit, dass „für die Jahre 2026 bis 2029 zusätzlich drei Milliarden Euro“ für den Erhalt der Bundesfernstraßen mobilisiert werden sollen. Diese Summe stammt aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität. Ziel ist es, alle baureifen Projekte – darunter auch die Brücke bei Wolgast – umzusetzen.
Die Zweckbestimmung des Fonds wird erweitert, um nicht nur Autobahnen, sondern auch Bundesstraßen zu finanzieren. Damit könnten künftig mehr Projekte in Norddeutschland gefördert werden. Dieser Schritt soll Vertrauen bei Investoren und Unternehmen wiederherstellen, die wegen der Unsicherheit bereits Kritik geäußert hatten.
Lesen Sie auch über andere Entwicklungen auf der Insel im Beitrag Stillstand im Hafen von Usedom.
Merz-Besuch bringt neue Dynamik
Am kommenden Dienstag wird Kanzler Friedrich Merz seinen Antrittsbesuch in Mecklenburg-Vorpommern absolvieren. Es wird erwartet, dass er gemeinsam mit Ministerpräsidentin Schwesig die Fortsetzung des Projekts bestätigt. Finanzminister Klingbeil soll im Gegenzug kleinere Haushaltsanpassungen vornehmen, um Mittel freizugeben.
Für das Land wäre das eine wichtige Botschaft. Nach Wochen der Unsicherheit könnte das Bauvorhaben wieder Fahrt aufnehmen und die Verbindung zur Ostseeinsel sichern. Die Usedom-Brücke bleibt damit ein Symbol für politische Zusammenarbeit – und für die Herausforderungen moderner Infrastrukturplanung in Deutschland.
Wer mehr über aktuelle Themen rund um die Insel erfahren möchte, findet weitere Berichte wie hier zur größten Fischdose auf Usedom.
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Quelle: Nordkurier