Ein gesunder Lebensstil kann die Lebenserwartung deutlich erhöhen. Forschende der Harvard Medical School analysierten Daten von über 700.000 Menschen und identifizierten acht konkrete Verhaltensweisen, die Männern bis zu 24 und Frauen bis zu 21 zusätzliche Lebensjahre bringen können. Diese Ergebnisse bieten neue Perspektiven für die Prävention chronischer Erkrankungen.
Inhaltsverzeichnis:
- Harvard-Forscherinnen Nguyen und Li analysieren über 700.000 Datensätze
- Männer gewinnen 24, Frauen 21 Lebensjahre
- Krankheiten wie Krebs und Herzprobleme lassen sich oft vermeiden
- Auch später Einstieg zeigt positive Wirkung
Harvard-Forscherinnen Nguyen und Li analysieren über 700.000 Datensätze
Xuan-Mai T. Nguyen und Yanping Li von der Harvard Medical School führten eine groß angelegte Studie durch, bei der Daten des „Million Veteran Program“ aus den USA verwendet wurden. Die Forschenden untersuchten die Lebensweise von mehr als 700.000 Männern und Frauen über einen Zeitraum von acht Jahren. Dabei starben 33.375 Personen im Beobachtungszeitraum. Ziel war es, den Zusammenhang zwischen Lebensstil und Sterblichkeit wissenschaftlich zu belegen. Das Team identifizierte acht beeinflussbare Faktoren, die sich direkt auf die Lebenserwartung auswirken:
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Kein Rauchen
- Kein Opioidkonsum
- Gesunde, pflanzenbasierte Ernährung
- Gute Schlafqualität
- Mäßiger oder kein Alkoholkonsum
- Effektive Stressbewältigung
- Positive soziale Beziehungen
Diese acht Gewohnheiten wurden im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Sterblichkeit ausgewertet.
Männer gewinnen 24, Frauen 21 Lebensjahre
Männer, die im Alter von 40 Jahren alle acht gesunden Lebensgewohnheiten aufwiesen, lebten im Schnitt 24 Jahre länger als Männer ohne diese Verhaltensweisen. Der Unterschied ist enorm: Während Männer ohne gesunde Gewohnheiten durchschnittlich 63 Jahre alt wurden, erreichten gesundheitsbewusste Männer ein Alter von 87 Jahren.
Auch Frauen profitierten deutlich. Die Differenz betrug hier im Schnitt 21 Jahre. Frauen ohne gesunde Lebensweise wurden im Durchschnitt 67 Jahre alt, jene mit allen acht Gewohnheiten dagegen rund 87,5 Jahre. Dabei waren drei Faktoren besonders ausschlaggebend:
- Körperliche Inaktivität
- Opioidabhängigkeit
- Rauchen
Diese Punkte erhöhten das Sterberisiko um 30 bis 45 Prozent. Weitere Faktoren wie schlechter Schlaf, ungesunde Ernährung, Alkoholmissbrauch oder Stress steigerten das Risiko um rund 20 Prozent. Ein Mangel an positiven sozialen Beziehungen führte zu einem um fünf Prozent höheren Sterberisiko.
Krankheiten wie Krebs und Herzprobleme lassen sich oft vermeiden
Die Analyse zeigt, dass bis zu 90 Prozent der Diabetesfälle, 80 Prozent der koronaren Herzkrankheiten sowie 70 Prozent der kardiovaskulären und 50 Prozent der krebsbedingten Todesfälle auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen sind. Diese Zahlen basieren auf Daten aus den USA, lassen sich jedoch auf andere Industrieländer wie Deutschland übertragen.
Laut Statistischem Bundesamt sterben hierzulande jährlich rund 360.000 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Krebs fordert zusätzlich etwa 230.000 Todesopfer. Beide zählen damit zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Ein großer Teil dieser Erkrankungen könnte durch einfache Änderungen im Alltag verhindert werden.
Auch später Einstieg zeigt positive Wirkung
Wer erst im Alter mit einem gesunden Lebensstil beginnt, profitiert dennoch deutlich. Ein 50-jähriger Mann kann durch Umsetzung aller acht Faktoren seine Lebenserwartung um 21,3 Jahre erhöhen. Bei Frauen im gleichen Alter beträgt der Gewinn 18,9 Jahre. Selbst im hohen Alter – mit 60, 70, 80 oder 90 – zeigen Änderungen noch messbare Effekte. Die Untersuchung zeigt:
- 1 gesunder Faktor verlängert das Leben um mehrere Jahre
- 3 Faktoren bringen deutlich spürbare Effekte
- 8 Faktoren bieten das Maximum an Prävention
Die Forscherinnen betonen: Es ist nie zu spät, mit gesunden Entscheidungen zu beginnen. Bereits kleine Veränderungen im Alltag können eine erhebliche Wirkung auf die Lebensdauer haben – unabhängig vom Alter.
Diese Studie liefert eine klare Botschaft: Gene allein bestimmen nicht unser Schicksal. Wer bereit ist, bestimmte Gewohnheiten zu überdenken, kann seine Lebenserwartung deutlich erhöhen. Besonders in Zeiten steigender Lebenserwartung und alternder Gesellschaften gewinnen diese Erkenntnisse an Bedeutung.
Quelle: FOCUS